Ich habe viele, viele Jahre in weißen Wänden gelebt. Warum? Weil man es halt so macht. Weil ich einen Zeitvertrag hatte und ein Umzug danach denkbar schien. Weil die Erde eine Scheibe…oder war’s ne Kugel?….ist.
Irgendwann stand ich dann plötzlich vor dem Baumarkt und hatte einen Kassenzettel in der einen und einen Eimer gelbe Farbe in der anderen Hand. Wie konnte es dazu kommen?

Mein damaliger Freund lebte in einer Wohnanlage im Erdgeschoss. Zwei Monate nach seinem Einzug in diese Wohnung, wurden die schönen Bäume auf der Wiese vor der Wohnung gefällt. Um die Wiese kümmerten sich dann die Bagger und das folgende Jahr hatte er eine Baustelle vor seinen Fenstern und eine täglich wachsende Betonwand schluckte jeden Sonnenstrahl. Irgendwann gab es in der Wohnung keine Tageszeiten mehr und eine schnelle Lösung musste her.
So fand ich mich mit einem Eimer grellgelber Farbe vor dem Baumarkt wieder und strich damit die Küche. Bald kauften wir noch einen orangenen Farbeimer und knöpften uns das Wohnzimmer vor. Wenig später zogen wir zusammen und strichen unsere gemeinsamen Wände grün und später blau. Inzwischen sind wir verheiratet, ihm scheint mein Farbgeschmack also gefallen zu haben.

Einmal an Farbe gewöhnt, fällt es schwer auf weiße Wände zu gucken! Deshalb erwischte ich mich vor Kurzem mit zwei Eimern Farbe in der Wohnung meines Vaters. Natürlich nach Absprache. Das Resultat seht Ihr im Titelbild. Ich kann nur sagen, traut Euch! Ich habe bisher noch keine Farbe bereut. Farbe bringt Charakter in einen Raum, wirkt auf die Stimmung, kann verschiedene Raumelemente zu einer Einheit zusammenfügen und Ruhe in die Vielfalt bringen. Und dank der guten Farben im Handel muss man keine Angst vor scheckigen Wänden haben, wenn man immer aus mehreren Richtungen über eine Stelle streicht (zB. überkreuz).