Jeder kennt sie, die kritischen Blicke, wenn man versucht elegant mit einem Eis auf der Hand und einem Hund an der Leine durch die Fußgängerzone zu flanieren und dann….

…ja dann sieht der Hund eine Taube, eine Fritte, ein Knallbonbon oder einen anderen Hund und versucht augenblicklich die Straßenseite zu wechseln. Ohne Rücksicht auf Spätfolgen einer ausgekugelten Schulter oder der menschlichen Würde die gerade durch ein fallendes Schokoladeneis geteert und von Passantenblicken gefedert wird.

Früher habe ich selbst als Beobachterin solcher Szenen mit dem Kopf geschüttelt und gedacht „Na, das war ja wohl eine glatte Sechs-setzen in Hundeerziehung.“ Als ich dann irgendwann selbst Hundehalterin wurde und ein ziehendes und zerrendes Bündel mein Eigen nennen konnte, habe ich den braven und leinenlos-ergebenen Stadthunden hinterhergeguckt und gedacht „Wow! Da weiß jemand wie man Hunde erzieht!“

Noch ein paar Jahre später, inzwischen mit 2 Hunden bewaffnet, hat sich meine Perspektive erneut gewandelt. Während mir ein Hund leinenlos und artig hinterher trottet, versuche ich den anderen unter vollem Körpereinsatz von Blumenbeeten, Dönerresten und Autos fern zu halten. Beide Hunde genießen oder erdulden den gleichen Erziehungsstil, aber das Resultat ist komplett verschieden…so wie die Hunde es sind. Ich sag es mal so, ich bin milder im Urteil und geschickter beim Erahnen kritischer Situationen geworden und zudem komplett abgestumpft, was das Urteil von Passanten angeht.