Als wir verkündet haben, dass wir aus unserer Wohnung in grüner Stadtrandlage ausziehen und in eine Wohnung IN einer Stadt umziehen, waren die Reaktionen im Bekanntenkreis gemischt. Von „Super!“ bis „Waaaaaas?! Ihr wohnt doch sooooo schöööön ruhig! Wieso zieht Ihr da weg?!!!“ War alles dabei. Es stimmt schon, schön haben wir gewohnt, aber ruhig?
Unsere muggelige Wohnung mit den besten Vermietern der Welt als Nachbarn (keine Ironie!), lag bisher in gemütlicher, gesitteter, beschaulicher Stadtrandlage. Beste bayreuther Desperate-Housewife-Lage! Was haben wir uns immer nach dem langen Winter auf die ersten Sonnenstrahlen auf unserer sonnigen Terrasse gefreut! („Soooo eine Terrassse findet Ihr doch niiiie wieder!“ Bekanntenzitat). Ja Pustekuchen! Kaum ist das Wetter so, dass man die Tür öffnen kann, geht es los!!! Es hämmert, es klopft, es brummt, knattert und dröhnt von allen Seiten. Sämtliche Nachbarn müssen den auf 3 cm verwilderten Rasen trimmen, die Hecke stutzen, die Terrassen hochdruckreinigen, ja überhaupt schnell noch eine Terrasse anbauen! Es müssen neue Fenster in das eine Haus und alte Wände aus einem anderen heraus. Und es ist nicht so, dass nur EIN Nachbar einen Rasen oder eine Hecke hat! Nein! Ist der Eine fertig, fängt der Nächste mit der Gartenarbeit an. Und das jeden Tag ab 8 Uhr. So kommt es, dass man die ersten zwei schönen Wochen des Jahres mit geschlossenen Fenstern und verrammelten Türen IN der Wohnung sitzt anstatt auf der Sonnenterrasse. Das Phänomen wiederholt sich übrigens nach jeder Regenperiode von drei Tagen. Wahrscheinlich sitzen die Leute bei Regen in ihren Wintergärten und schauen betroffen auf die wuchernde Pest der Gänseblümchen die sich in ihrem Garten breit macht. Stellen mit Schaudern fest, dass trotz Regen eine Amsel auf einem grässlichen Seitentrieb der Hecke sitzt oder dass es doch schön wäre zwischen Rasen und Wintergarten noch eine Terrasse zu haben, so dass man nicht gleich Dreck an den Füßen hat, wenn man mal frische Luft schnappen will. Ich wusste früher nicht, dass grüne Vorstadtbeschaulichkeit sooo viel Arbeit macht die mit elektrischen Geräten verbunden ist. Wie ruhig kann dagegen ein Stadtbalkon sein, wo doch die Autos immer leiser, die Rasenmäher aber immer leistungsstärker werden…
Schön war’s trotzdem und wir nehmen mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von unserer Terrasse im Grünen.